Eberhard Dickert
Licht
als
konkretes
Gestaltungs
mittel
Hajo Bleckert wurde 1927 in Stralsund geboren und ist auf der Insel Wollin aufgewachsen. Dort am Ufer der Dievenow faszinierten ihn schon damals Licht und Bewegung, Spiegelungen und Reflektionen des Wassers und der Wellen. Der Ursprung seiner heutigen Arbeiten ist hier zu suchen; allerdings entstehen seine Objekte nicht aus dem Seinshorizont des Gegebenen, sondern durch methodische und intuitive Prozesse.
Bleckert ist in Kunstströmungen nicht einzuordnen. Im Jahre 1956, als der Tachismus in Hochblüte stand, machte er "reinen Tisch". Es entstanden die ersten Rasterbilder der Serie des "gequantelten raumes", wovon die 1958 gegründete ZeroGruppe beeinflußt wurde. Karl Ruhrberg schreibt in sei
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nem Buch "Der Schlüssel zur Malerei von heute", Econ-Verlag: "Außerdem will Zero das Zeichen eines neuen,
voraussetzungs- losen Anfangs sein. Piene übernahm zunächst das Verfahren Hajo Bleckerts, aus Folien und Metallschablonen
Punktraster herzustellen." Im Kunstwerk 10-11 1961, "Neue Tendenzen" schreibt Alexander Leisberg: "Eine Methode, mittels Folien, Metallgitter und dergleichen auf
halbme- chanischem Wege Punktraster herzu- stellen, führte der Deutsche Hajo Bleckert ein." Franz Roh erwähnt Bleckert in seinem Buch "Deutsche Malerei von 1900 bis heute", Bruckmann-Verlag: "Und eine serielle Austeilung der Elemente wird entscheidend, verwandt der seriellen oder aleatorischen Musik. Hierhin gehören für Deutschland die "Maler" Mack, Piene, Bleckert, Bartels, Holweck, von Graevenitz, Ocker, die z. T. auch mit beweglichen Teilen arbeiten."
1959 folgten "zentral-peripherische struk- turen" und "enthebungs-versenkungs-
dynamiken". Seit 1962 arbeitet er an "ultrastabilen systemen", von denen er selbst sagt: "Ultrastabile Systeme sind Elementarprozesse, Beziehungsnetze von Elementen, Koordinationen, Intensitäts-
gradienten, flukturierende Stadien sich ändernder Muster, in steter Suche nach der "Form", die bleibt. Ihre Grundlage ist Organisation. Die Elemente (Rasterpunkte) "kommunizieren" miteinander und
ent- wickeln gesetzmäßige Beziehungen, deren Komplexität nicht durch die Zahl, sondern durch Reichtum und Mannigfaltigkeit der Verknüpfungen erreicht wird. Die
Aus- gangspunkte sind mit den Endpunkten durch einen räumlich-zeitlichen Plan
verbunden. Diese Ordnung ist nicht starr und unbeweglich, sondern wandelbar. Durch Standortwechsel oder Änderung des
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Blickwinkels wird die Eigenbewegung des Bildes verursacht. Es entsteht ein schillerndes Netz - von Bewegungen, ein sich Ausdehnen und Zusammenziehen, ein sich Nähern und Entfernen, ein Aufleuchten und Verdunkeln, eine ständige Metamorphose von Bezugssystemen, gehorchend den Gesetzen der psycho-physischen Welt, ein Beispiel visueller und wahrnehmbarer Vorgänge."
1965 entstand die im Kölner HakeVerlag verlegte "Astronautenfibel". Sie besteht aus polierten Metallplatten, die als Reflektor dienen, auf denen Vibrationsfelder eingeschliffen sind, die lichtsammelnd oder lichtbrechend, auf die Bewegung des Betrachters hin konzipiert wurden. Licht als konkretes Gestaltungsmittel also, das sich in wechselnden Intervallen in kreisrunden Gravierungen sammelt' und so in vielfältigen Kreiselbewegungen eine Fülle von aufleuchtendenSternmustern ergibt: Sternsysteme und MilchstraBen zur Überwindung der Erdenschwere! Die
NASA-Astronauten James A. McDivitt und Edward H. White 11 bedankten sich für das erste Exemplar dieser Ausgabe mit den Worten: "Die erstaunliche Entfaltung des Lichtspiels, die Sie auf den einfachen Metallplatten erreicht haben, ist hoch interessant, und die Interpretation des Sonnensystems ist wirklich einzigartig."
Bild Seite 13
Serie "enthebungs-versenkungsdynamiken"
Öl auf Papier
Bilder Seite 14
Serie "ultrastabile systeme" 5/17/1963
Serie "ultrastabile systeme" 4/11/1964
Bild Seite 15
"lichtstelen" am Rhein
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