Träume
für
die Augen
1953
kam Hajo Bleckert, knapp 26 Jahre alt, nach Düsseldorf. Der angehende
Kunststudent teilte das Atelier und eine leere Lagerhalle an der
Gladbacher Straße in Bilk mit Kollegen wie Otto Piene und Heinz Mack, wie
Hans Salentin und dem Bildhauer Kurt Link, dem späteren Werbefotografen
Charles Wilp. Wenn es den Begriff damals schon gegeben hätte, man hätte
Hajo Bleckert vielleicht einen "Jungen Wilden" genannt, den
bärenstarken, leicht aufbrausenden jungen Mann aus Stralsund, von dem
kaum einer wissen konnte, daß er eigentlich ein Träumer war. Einer, der
Träume für die Augen schuf.
Nie
Student geworden
Student
an der Kunstakademie Düsseldorf ist er nie geworden. Er studierte auf
eigene Faust, während er seine Augenträume zu verwirklichen suchte,
während er den schon erwähnten Künstlern der "Gruppe Zero"
den Weg wies, ohne je selbst der Gruppe anzugehören.
Hajo
Bleckert ist kurz nach Vollendung des 70. Lebensjahres und nach langer
Krankheit, die ihn jahrelang an den Rollstuhl fesselte gestorben. |
Ein
Foto aus dem Jahre 1965 : Hajo Bleckert zeigt seine "Astronauten-Fibel"
im Hintergrund
einige seiner kinetischen Bilder
Foto: Claus Wolde
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Der
Mann, der im Rheinland der heimlich gärenden Fünfziger, der offen
gärenden und nicht nur swingenden Sechziger Jahre das Meer seiner
Heimatstadt Stralsund und die kleine Stadt Wollin an der Dievenow nie
vergessen hat, wird sein Grab in der geliebten See bei Stralsund finden.
Sein künstlerisches Werk lebt in zahlreichen Museen und noch mehr
privaten Sammlungen fort. Etliche Jahrzehnte hat Bleckert mit seiner
Ehefrau Uschi, Sohn und Tochter in Lörick gelebt und gearbeitet. Wenn
Freibadsaison war, zog die ganze Familie hinaus zu den Tischtennisplatten
am Deich. Die
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Löricker
kannten den Anblick
der sportfreudigen, unermüdlichen Familie, die meisten ohne zu wissen,
daß der treffsichere Familienvater wesentlich dazu beigetragen hatte, der
kinetischen Kunst, der Kunst aus beweglichen geometrischen Formen und dem
Spiel mit dem Licht zum Durchbruch zu verhelfen.
Schwirrender Punkt im Licht
Der im
vergangenen Jahr gestorbene Goldschmied und Kinetiker Professor Friedrich
Becker hat es gewußt und den
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Künstlerkollegen sehr geschätzt.
Dessen Erfindungsreichtum
kreiste um
den im Licht schwirrenden Punkt. Sein Werkstoff war Metallfolie und
Aluminium, aber auch Seide; sein Werkzeug war der Metallschneider, war der
Goldstift, mit dem er Ölfarben zum Glühen brachte.
Dann brach die
schwere Krankheit über ein glühendes Leben herein. Es wurde still um
Hajo Bleckert. Was ihm blieb, war die Fürsorge seiner Familie, die
Hochachtung der Nachbarn und die Wertschätzung ungezählter Kunstfreunde
GERDA KALTWASSER |