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Beilage der WZ Düsseldorfer Nachrichten   

16. Oktober 1975

Nachrichten aus Oberkassel, Heerdt, Lörick    

Seite 11

   

 

     

 

Bleckerts springende Punkte

 

Porträt des Löricker Künstlers 
von Helga Meister  

 

       
             
     Wer zuletzt lacht, lacht am be- sten. Dieses Sprichwort mag Hajo Bleckert im Sinne' fuhren, wenn er an den noch immer an haltenden Aufstieg seiner ZERO-Freunde im internationalen Kunsthandel denkt, während es um ihn stiller gewor- den ist. Immerhin attestierte ihm aber der einstige Kunsthallen-Chef vom Grabbeplatz, Karl Ruhrberg, in seinem dickleibigen Buch zur Malerei von heute, daß Otto Piene von ihm, dem Hajo Bleckert, das System der Punktraster für die Kunst übernommen habe. Bleckerts Kunst sei durch Rasterpunkte entstanden, die er durch Metall- schablonen aufs Papier gezaubert habe. Und der ZERO- Mitbegründer Mack bestätigte in einem Brief, daß er die ersten Rasterbilder bei Bleckert gesehen habe.

     Seit seinen ersten Rasterzeich- nungen, die aus dem Jahr 1956 stammen und in Abbildungen 1957 dokumentiert sind, widmet sich Bleckert dem Punkt Der Punkt ist ihm gleichsam der springende Punkt. Er lädt ihn mit Energien auf, wägt Quantitäten gegeneinander, läßt den verschiedenen Lichtgrad eines Schwarz gegen ein Weiß spielen. Später wird er auf die

  schungen, Ansätze beim Aufset- zen des Stifts und eingestreute Pünktchen huschen über die Rundungen, kreiseln zu Mittelpunkten, verheddern sich im Filigran der zarten Linienspuren, um sich zugleich wieder zu entflechten, auftauchend und versinkend.

     Um 1957/58 wird der Raster gröber, gewinnt die Radiorückwand eine nie geahnte Funktion. Ihre unebene Fläche schwärzt er ein und ribbelt und drückt dann das dünne Durchschlagpapier über den Untergrund. Das Abgepauste erinnert an die Notation einer abstrakten modernen Musik. Es assoziiert, aber auch, vor allem in manchen Kurvaturen, die ersten Fernsehmattscheiben mitsamt ihren Flimmerpunkten.

     Bleckert nahm 1958 an der Ausstellung des „Roten Bilds" auf der Gladbacher Straße in Pienes Atelier teil, wo sich 20 bis 30 Düsseldorfer Künstler ein Rendezvous der Monochromie gaben. Es war zugleich der Einstand von ZERO.

     Von 1960 an griff Bleckert zu farbigen Ölen für seine Rasterun- gen, rieb mit dem Goldstift über

  die Unebenheiten und benutzte Seide als Malgrund, um den Reflexionsgrad der güldenen Punkte auf dem schwarzen Grund zu erhöhen und den Eindruck zu gewinnen, als würden die Punkte von Licht und Schatten umspielt. Erste Versuche mit leider rostendem Aluminium datieren aus der Zeit um 1960.

     Bleckert nahm weiterhin an richtungweisenden Ausstellungen wie der Dokumentation "Neue deutsche Tendenzen" in Frankfurt und "Avantgarde 61" in Trier (letztere mit Uecker, Mack, Piene, Dorazio, Schoonhoven u a.) teil.

     Dann, um 1961, setzt jene Phase der Aluminium-Reflexions- scheiben ein, in die sich Bleckert mit wahrem Feuereifer hinein kniete. Diese von ihm als „ultra stabile Systeme" bezeichneten Platten wirken alles andere als stabil im Sinne von statisch. Bleckert gewinnt durch Ätzung oder Ritzen ("Über Techniken spreche ich nicht"), auf alle Fälle durch feinste parallele Rillen in der sonst glatten Aluminiumfläche jeweils mit dem Licht wechselnde Einfall- und Ausfallwinkel. So

 

springt das Licht, scheint an anderen Stellen wie tot zu lagern, driftet zur Seite, koppelt sich mit änderen Punkten zu Molekülen, löst sich wieder, um sich neu zu flechten. Bleckert entwirft auf Millimeterpapier die. Positionen, setzt Winkel für das einfallende und das austretende Licht und schafft Maßarbeit für ein Spiel, das dem Zufall sein Dasein verdankt.

     Milliarden von Punkten hat Bleckert in den 20 Jahren seines künstlerischen Schaffens entworfen und ausgeführt. Auch die "Klappungen", zur Hälfte ausgestanzte und dann in verschiedenen Positionen aufgeklappte Punkte, gehören dazu, die für feine Licht- und Schattenspiele sorgen. Er hat jetzt, 15 Jahre nach den ersten Klappungen, diese Technik wieder aufgegriffen, hat mit Illustriertenpapier gearbeitet und Freude an den Luken gewonnen, aus denen die halb sich öffnenden Blättchen hervorschauen.

     Über diese Illustrierten ist er zur Farbe zurückgekehrt, die nun in einer mosaikhaften Heiterkeit von den Blättern erstrahlt.

schwarze Kreide verzichten und statt dessen mit dem glänzenden Aluminium arbeiten; was bleibt, ist die Dynamik der Elemente, das An- und Abfallen, das Gleiten und Springen, der ständig im Wechsel begriffene Rhythmus.

     „Enthebungs- und Versen- kungsdynamiken'* tituliert er seine Erstlinge, ein etwas ungelenker Titel für seine zarten Spuren in Schwarz über der gepunkteten Rasterfläche. Kratzer, Verwi-

 

 
    In strahlendem, irritierendem Glanz präsentieren sich Hajo Bleckerts Op-Art-Scheiben. Im Hintergrund

fällt der Blick auf jüngere Werke des Künstlers. Foto: Jürgen Retzlaff

 

 

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Stand: 17. November 2018