"Lieber Herr Fischer,
ich bedanke mich für Ihren Brief vom 25.5.1975.
Es ist erfreulich und wichtig, daß Sie noch einmal in Sachen „ZERO“
der Wahrheit die Ehre geben wollen. Was meine Priorität betrifft,
so habe ich bis heute nie gezögert immer wieder in Ausstellungen,
Dokumentationen und in der Presse auf diese Tatsache hinzuweisen
( Kunstwerk, Vernissage, Deutsche Zeitung, Düsseldorfer Nachrichten,
Rheinische Post, NRZ, etc.).
Nicht zuletzt hat Karl Ruhrberg im „Schlüssel
zur Malerei von heute“ 1965, Econ-Verlag
die Priorität meiner Rasterbilder unwiderlegt bestätigt.
Die von Piene im selbstverlegten “ZERO 3“ 1961 für sich in Anspruch
genommenen Daten für Rasterbilder sind kein Beweismittel.
Im Frühjahr 1958 kam Pienes Freund Mack zu mir
ins Atelier mit der Bitte, ich möchte ihm einige Rasterzeichnungen zwecks
Dokumentation im >Kunstwerk< überlassen.
Er wählte selbst zwei meiner Arbeiten von 1957 aus, er
selbst sandte Ihnen eine eigene Arbeit von 1958 (s.
Veröffentlichung im >Kunstwerk 4/XII 1958<).
Dies ist die frühste authentische Veröffentlichung eines
Rasterbildes.
1958 nahm ich noch mit einer Rasterarbeit an der 7. Abend
Ausstellung >ZERO 1< teil.
Zur 8. Abendausstellung >Vibration< (ZERO 2) 1958 war ich von Piene
eingeladen, zog es aber vor an dieser Ausstellung nicht teilzunehmen.
Tatsache ist, daß weder die Rasterkunst noch die monochrome Malerei,
weder Licht noch Bewegung von Piene, Mack oder Uecker in die Kunst der
fünfziger und sechziger Jahre eingebracht wurde.
Als die Vorbilder Yves Klein und Fontana tot waren, nahm sich auch die
„ZERO-Gruppe“ (Piene, Mack und Uecker) eigenhändig unter dem Motto
„ZERO ist tot“. Lebend wollte man jetzt in die Kunstgeschichte
eingehen.
Jetzt zu meiner Arbeit.
Ich habe mich seit 1956 bis heute ausschließlich mit Rasterkunst
beschäftigt.
Von 1956 bis heute Rasterbilder der Serien:
„gequantelter raum“, „zentral-peripherische strukturen“, „enthebungs-versenkungs-dynamiken“,
„ultrastabile systeme“, „multistabile systeme“,
in folgenden Techniken:
Durchreibungen, mechanische und maschinelle Strukturen, Schliffe,
Punzungen, Stanzungen, Klappungen, Montagen.
Bilder aus allen Serien sind dokumentiert durch Ausstellungen,
Veröffentlichungen, Ankäufe durch Stadt, Land, Bund, Museen, Galerien
und Sammler. Demnächst werde ich Ihnen über alle Serien und Techniken
Fotos nachsenden.
Mit freundlichen Grüßen
Hajo Bleckert
1 Anlage "Was war ZERO"